Europäischer Laubfrosch, nicht mehr im Bestand !

Hyla arborea arborea

Photographie S.L. Doerr
Photographie S.L. Doerr

Verbreitung

Der Schwerpunkt der Verbreitungskarte liegt in Mitteleuropa. Von östlich der Pyrenäen über ganz  Frankreich, Mitteleuropa bis nach Westrussland und Ukraine im Osten. Weiter südöstlich davon isoliert im Kaukasus. Die Nordgrenze verläuft entlang der Nordseeküste über Belgien, Niederlande und Dänemark, wo die Hauptvorkommen auf der Insel Bornholm liegen. In Norwegen, Island und Irland fehlt die Art. Als eingebürgerte Art wird er in England angetroffen. Im Süden verläuft die Verbreitung bis nach Griechenland und die Westtürkei. Hier werden auch Inseln wie Kreta, Rhodos und Ägäische Inseln besiedelt

Haltung

Ich halte eine Gruppe von acht adulten Exemplaren, wobei es sich um drei Männchen und fünf Weibchen handelt. Der Behälter besteht aus einem Glasterrarium mit den Maßen von 100 cm (L) x 50 cm (T) x 80 cm (H). Der ideale Aufstellungsplatz ist die Fensterbank, den für diese Art ist es sehr wichtig das sie etwas Sonne und die natürlichen Tageslichtzyklen abbekommen. Da ich keine Südfenster habe sondern drei NW Fenster, besteht die Gefahr der sommerlichen Überhitzung durch Sonneneinstrahlung nicht. Aber selbst hier habe ich im Hochsommer im Terrarium maximale Temperaturen von 32 - 35 Grad Celsius Lufttemperatur. Eine Abhilfe gegen zu hohen Temperaturen kann eine PVC Scheibe dienen, in deren Mitte eine größere Fläche herausgeschnitten wurde und mit PVC- oder Drahtgeflecht z.b. mit Silikon beklebt wird. Diese Scheibe wird dann gegen eine von den zwei Frontscheiben ersetzt.  

Den Bodenteil habe ich mit einer PVC Scheibe zu einem Drittel abgeteilt. Wobei die Abtrennung der Scheibe etwas schräg verläuft. Die Höhe des Boden- und Wasserteil beträgt 9 - 9,5 cm. Den Landteil habe ich mit einer Efeutute ( Epipremnum aureum ) und zwei Fittonien ( Fittonia albinevis - Silbernetzblatt ) bepflanzt. Das Substrat des Landteil besteht aus Seramis Hydro Pflanzgranulat für Indoor. Die Pflanzen sind getopft in das Pflanzgranulat eingegraben. Moosplatten aus dem Wald wurden komplett über das Hydro Substrat und rings um die Pflanzen ausgelegt. Ein großer ausgetrockneter alter Baumstamm wurde vom Boden des Landteils bis oberhalb schräg über die Wasserfläche ragend und ein Ast waagerecht und oberhalb der Vorderseite angebracht. Im Wasserteil steht ein größerer Übertopf den ich am unteren Boden mit Silikon rings um die Außenkante mit Silikon bestrichen habe. Dies verhindert ein zerkratzen der Glasfläche des Terrarienbodens. Damit der Übertopf stabil steht habe ich einen Stein hinein getan. In diesem Topf kommen die Futtertiere hinein. Die Frösche lauern schon gegen Abend an der Kante des Übertopf oder auf dem Stein sitzend darin.

 

 

Laubfrösche lauernd im Futtertopf sitzend
Laubfrösche lauernd im Futtertopf sitzend

Auf ein Besprühen der Pflanzen sowie der Frösche und den Rest des Terrariums verzichte ich bewußt. Den durch dies das ich in meiner Wohngegend ein sehr kalkhaltiges Wasser habe, entstehen innerhalb kurzer Zeit selbst nach dem ersten Sprühen unansehnliche Kalkflecken. Da sich Nachts von alleine eine hohe Luftfeuchtigkeit bildet und die hintere Glasfläche des Terrariums  stark beschlagen und nass ist, kann auf ein Besprühen verzichtet werden. 

 

Die Tagestemperaturen betragen im Frühjahr tagsüber zwischen 20 - 25 Grad Celsius. Wobei es auch darauf ankommt ob die Sonnenstrahlen an das Fenster reichen oder nicht. Bei sonnigen Tagen und Sonnenstrahlen in das Terrarium werden schon einmal 26 - 28 Grad Celsius erreicht . Nachts beträgt die Temperatur 20 - 24 Grad Celsius. Im Hochsommer beträgt die Temperatur tagsüber zwischen 25 - 30 Grad Celsius und bei einer Hitzeperiode 33 - 35 Grad Celsius. Nachts werden in dieser Zeit kaum niedrigere Temperaturen erreicht, so das es immer noch mitten in der Nacht eine Temperatur von ca. 30 Grad Celsius hat. Ein Absinken der Temperatur zu dieser Zeit ist mir nicht möglich da ich in meiner kompletten Wohnung eine dauerhaft tropische Temperatur habe mit durchschnittlich 30 Grad Celsius und höher Luftfeuchte. 

Laubfrösche sind Sonnenanbeter

Da ich oft negative Kommentare in diversen Plattformen lesen konnte das meine Laubfrösche kaum oder wenig Sonne haben würden, eventuell darunter leiden würden und sogar unter einer Pigmentstörung leiden sollen, kann ich hier ganz klar und deutlich mit Nein antworten ! Europäische Laubfrösche der unterschiedlichen Arten lieben zwar ein Sonnenbad, so das man sie bei Mittagshitze oft auf einen sonnigen Ast oder Blatt sitzen sehen kann. Doch ist es nicht unbedingt lebenswichtig für einen europäischen Laubfrosch UV Strahlen abzubekommen, auch wenn ich ungefiltertes Sonnenbad für Frösche besser und gesünder für die Frösche betrachte. Es gibt sehr viele Froschlurche die in Gefangenschaft mit Erfolg nachgezogen werden und selbst diese haben meistens in ihren Terrarien nur eine handelsübliche Terrarienbeleuchtung ohne UV Lampe. Das die europäischen Laubfrösche Sonnenbäder in freier Natur annehmen liegt einfach daran das sie sehr wärmeliebende Amphibienarten sind die durch ein Sonnenbad ihre bevorzugten Temperaturen erreichen können. Durch Hautdrüsen wird verhindert das die Haut in der Sonne austrocknet. Hier wird eine Flüssigkeit über die Hautdrüsen mit den Gliedmaßen über den ganzen Körper verteilt. Wenn die Laubfrösche ihre maximale Körpertemperatur erreicht haben, färbt sich die Haut sehr hell so das die Frösche blass bis fast hellgrau aussehen. 

Ich habe Fotos vom vorigen Jahr 2015 von sonnigen Sommertagen. Hier kann man sehr deutlich sehen das das Terrarium zum Teil sonnig steht. Das Terrarium steht nicht auf einer Südfensterbank sondern auf einer Nordwestlage. Hier hat das Terrarium im Frühjahr gegen Abendstunden Sonne und im Sommer ab Nachmittag bis zum Sonnenuntergang. Eigentlich wäre das zu wenig könnte man meinen aber es gibt ja auch in freier Natur Tage wo im Sommer keine Sonne scheint und der Himmel bedeckt ist. Wie schon erwähnt sonnen sich die Laubfrösche um ihre aktive Körpertemperatur zu erreichen. Leben sie jedoch im Zimmerterrarium an einer Fensterbank haben sie immer die optimalen Temperaturen die im Vergleich zu ihren natürlichen Biotopen hyperoptimal sind und somit den Laubfröschen zusagt, selbst mit wenig Sonne. Mein Glück ist das ca. Einhundert Meter gegenüber von meinen Fenstern ein großes Hochhaus ( Rathaus ) steht das komplett mit Fenstern ausgestattet ist. Wenn am frühen Morgen von der Südseite ( Südwest ) die Sonne scheint, reflektieren die Fensterschieben des Rathausgebäudes das Sonnenlicht und strahlt es zu meinen Fenstern. Somit habe ich am frühen Morgen und am Nachmittag in meinen Terrarien Sonnenlicht. Bei den Fotos anzumerken ist, das die giftige Dieffenbachia im vorigem Jahr entfernt wurde. Außerdem habe ich auch die Möglichkeit das Terrarium vor Überhitzung durch Sonnenstrahlen zu schützen, in dem ich die Frontscheiben gegen eine oder zwei PVC Transparentscheiben austauschen kann. Diese bestehen aus einem Rahmen in dem die Mitte der PVC Scheiben herausgeschnitten wurden.  Mit Silikon wurden die Umrandungen des Drahtgazegeflecht an der PVC Scheibe beklebt.

Winterruhe

Faunabox als Winterbox
Faunabox als Winterbox

Die Frösche werden meist erst ende Oktober bis spätestens Mitte November bis Mitte Februar / Anfang März in einem Kühlschrank überwintert. In diesem Kühlschrank werden nur Amphibien und Reptilien untergebracht. Die Temperaturen betragen hier je nach Bereich zwischen knapp über den Gefriepunkt bis 7 - 8 Grad Celsius. Die Überwinterungsbox wie z.b. eine Faunabox sollte am besten so aufgestellt werden das im hinteren Bereich der Box Frostbereiche herrschen aber im vorderen Bereich immer Plus Grade vorhanden sind. Somit können sich die Laubfrösche ihre bevorzugte Temperatur selbst auswählen. Es befinden sich zwei Thermometer darin, sowie eine handelsübliche Sprühflasche. Mit zwei Thermometer kann ich sicher sein das die Temperatur stimmt, falls einer davon defekt ist, sowie unterschiedliche Bereiche messen. Mit der Sprühflasche besprühe ich ab und an die Faunabox in der die Laubfrösche untergebracht sind. 

 

 

 

Laubfrösche in der unteren Laubschicht
Laubfrösche in der unteren Laubschicht
Die Frösche hielten sich knapp über den Gefrierpunkt auf
Die Frösche hielten sich knapp über den Gefrierpunkt auf

Im hinteren Teil der Faunabox war oft Frost bzw Eis
Im hinteren Teil der Faunabox war oft Frost bzw Eis

Die Faunabox wird am Boden mit Seramis Hydro Pflanzgranulat einige Zentimeter hoch befüllt. Darüber kommen kleinere Schnipsel von zerschnittenen Laub und darüber trockenes Laub. Wichtig ist das das Hydro Pflanzgranulat nass ist und im unteren Teil etwas Wasser darin steht. Auch sollten die Laubschnipsel sehr feucht oder nass sein die auch verrotten dürfen. Auf einen Schimmelbefall sollte jedoch geachtet werden und falls vorhanden ein neues Substrat einfüllen und das vorige entfernen. Ich konnte bei dieser Überwinterungsmethode jedoch keinen Schimmelbefall entdecken. Unbedingt darauf zu achten ist das die obere trockene Laubschicht trocken bleibt. Einmal wöchentlich kann man mit der ebenfalls im Kühlschrank vorhandenen Sprühflasche etwas von oben komplett sprühen. 

 

Verwandte Arten 

Der Europäische Laubfrosch ( Hyla arborea ) hat in Europa bis Ostasien nähere Verwandte die sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild kaum von ihm und untereinander unterscheiden und zum Hyla arborea - Komplex aufgefaßt sind. Auch die Biotopansprüche unterscheiden sich kaum voneinander. In Europa kommen folgende Arten von Laubfröschen vor. 

 

Europa 

1) Eurasischer / Europäischer Laubfrosch ( Hyla arborea )

2) Italienischer Laubfrosch ( Hyla intermedia ) 

3) Tyrrhenischer Laubfrosch ( Hyla sarda ) 

4) Portugiesischer Laubfrosch ( Hyla molleri )

5) Mittelmeer Laubfrosch ( Hyla meridionalis )

5) Orientalischer Laubfrosch ( Hyla orientalis ) 

Asien

1) Kleinasiatischer Laubfrosch ( Hyla savignyi )

2) Chinesischer Laubfrosch ( Hyla chinensis )

3) Hyla annectans, Unterarten: H. a. annectans, H. a. gongshanensis, H. a. wulingensis, H. a. jingdongensis, H.      a. tengchongensis, H. a. chuanxiensis

4) Japanischer Laubfrosch ( Hyla japonica, Unterarten: H. j. japonica, H. j. stepheni )

5) Hyla hallowelli

 

Die in Ostasien vorkommenden Hyla annectans bestehen eventuell aus mehreren Arten so das das Taxon Hyla annectans gongshanensis als eigenständige Art (Hyla gongshanensis) aufgefaßt wurde und die Unterarten chuanxiensis, jingdongensis, tengchongensis, wulingensis als weitere Unterarten. Eventuell wurden sie allerdings alle zu einer Art heruntergestuft so das die ganzen beschriebenen Exemplare zur Art Hyla annectans gehören. Man nimmt auch an das der Chinesische Laubfrosch (Hyla chinensis) nicht zum Hyla arborea - Komplex zählt sondern zu einer Südostasiatischen Entwicklungslinie. 

 

Der Japanische Laubfrosch (Hyla japonica) hat ebenso eine geographische Variation. So unterscheiden sich die auf dem russischen Festland vorkommenden Populationen durch ihre kürzeren Unterschenkeln im Vergleich zu den auf Japan vorkommenden Laubfrösche. Eventuell könnte es sich hierbei auch um eine eigenständige Art handeln.